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Das Scheitern der Suche nach vernünftigen Rechtsextremisten': Lehren aus der Geschichte

Einige sind im Umgang mit der AfD dem Irrglauben erlegen, dass man die „vernünftigen Rechtsextremisten“ nur in das politische Tagesgeschäft einbinden müsse. Der Gedanke dahinter: Es ist ratsamer, Rechtsextremisten in den politischen Prozess einzubeziehen und sie durch die Herausforderungen der Alltagspolitik zu entlarven, anstatt ihnen die Möglichkeit zu geben, dauerhaft in ihrer erfolgreichen Oppositions– und Opferrolle zu verharren. 

Wenn rechtsextreme Parteien dazu gezwungen würden, konstruktiv an politischen Lösungen mitzuwirken, verliere ihre radikale Ausrichtung von selbst an Attraktivität. Diese Idee mag für den Laien erstmal verlockend klingen, jedoch lässt sich mit Blick auf die deutsche Geschichte feststellen, wohin diese törichte Denkweise führt. 

Es war eine Zeit, gezeichnet von politischer Unruhe und Unsicherheit, als Deutschland in den Wirren der Weimarer Republik gefangen war. Die Idee der „Einbindung der vernünftigen Rechtsextremisten“ sollte die Antwort auf die aufkommende Bedrohung sein, ein riskantes Experiment, das die Geschichte des Landes für immer verändern sollte. Inmitten dieser düsteren Ära war General Kurt von Schleicher ein Mann mit einer gefährlichen Vision. Er glaubte an die „Zähmung durch Mitarbeit“, ein Konzept, das die Rechtsextremisten der NSDAP in die politische Arena einladen sollte. Schleicher war davon überzeugt, dass, wenn diese Extremisten in die praktische Politik eingebunden würden, sie ihren radikalen Charakter verlieren und vernünftiger werden würden. 

Es war eine Idee, die nicht nur Schleicher faszinierte, sondern auch einige bürgerliche Parteien, ebenso den einflussreiche Redakteur Hans Zehrer. Ihre Hoffnung war es, den „linken“ Flügel der NSDAP um Gregor Strasser abzuspalten, der zwar ebenfalls antisemitisch und antidemokratisch war, aber auch Antikapitalistisch und Anzeichen von Kompromissbereitschaft zeigte. Doch die Realität sollte ihre Hoffnungen zerschmettern. Die NSDAP schloss sich geschlossen hinter den „Unvernünftigen“ um Adolf Hitler zusammen, und die Idee, die „vernünftige NSDAP“ einzubeziehen, nahm eine beängstigende Wendung. 

Sie führte dazu, dass im Herbst 1932 das Tabu gebrochen wurde, Rechtsextremisten an die Macht zu lassen. Schleichers zaghafte Bemühungen ermutigten den Widerstand von Präsident Hindenburg gegen eine Beteiligung der Rechtsextremisten weiter zu erodieren, und sogar Gregor Strasser wurde von Hindenburg in einer Audienz empfangen. Doch das Drama nahm eine noch düsterere Wendung, als Schleichers konservativer Intimfeind von Papen die Idee der „Einbindung“ aufgriff. Bei einem Treffen mit Hitler im Januar 1933 beschlossen sie, die „unvernünftigen Rechtsextremisten“ in die Regierung aufzunehmen, und der Weg nach Auschwitz wurde geebnet. 

Die tragischen Konsequenzen dieser fehlgeleiteten Politik spiegelten sich auch in Schleichers eigenem Schicksal wider. Im Juni 1934 wurden er und seine Ehefrau auf Befehl Hitlers ermordet. Die Idee der „vernünftigen Rechtsextremisten“ war damals fehlerhaft und bleibt es auch heute. Denn die Frage bleibt unbeantwortet: Wenn es tatsächlich „vernünftige“ Extremisten gibt, warum sollten sie sich mit den „unvernünftigen“ in einer politischen Bewegung zusammenschließen?

Autor: Referat für Hochschulpolitik

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